Nachhaltig Reisen

Wer kennt es nicht: Das Gefühl, dass man nicht verreisen sollte, da damit der eigene „Grüne Fußabdruck“ sehr negativ ausfällt und zudem die Umwelt beeinflusst/geschädigt wird!

Angestoßen wurde ich zu diesem „schlechten Gewissen“ durch die Aussage einer jungen Frau in einem Bericht der Aktuellen Stunde (WDR). Sie wurde dazu befragt, wieso sie denn eine Pauschalreise in den Süden Europas gebucht habe, wenn doch die Erde von ihrem Ende steht

Sie antwortete daraufhin, dass sie sich dieser Tatsache bewusst sei, es aber doch so viel Spaß machen würde, endlich einmal wieder am Stand in der Sonne liegen zu können.

Was wollen wir?

Mit dieser Aussage im Hinterkopf habe ich zuallererst einmal meinen eigenen CO2-Fußabdruck bestimmt.

Wow, doch noch soviel, obwohl ich schon vieles verändert habe. Mir wurde verdeutlicht, dass ich bereits gegenüber dem deutschen Durchschnitt einen 50 % geringeren CO2-Fußabdruck habe! 

Allerdings müsste ich auf noch viel mehr verzichten, damit die Menschheit eventuell weiterhin mit und von unserer Erde leben könnte. 

Die deutsche Gesellschaft verbraucht zu viel und müsste die Umweltlasten deutlich reduzieren. Das bedeutet weniger Luxus, weniger Konsum, weniger Internet-Nutzung, weniger Streamen usw., was aber keiner für sich selber sieht. „Wenn mein Nachbar anfängt, dann schließe ich mich dem an!“

Wieso auf andere warten, wenn jeder selbst Verantwortung übernehmen kann, um die Welt zu retten.

Luxusgut „Reisen“

Auch ich möchte gerne weiterhin verreisen können, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Was aber kann ich tun, damit ich mich dabei wohlfühle?

Wie verreise ich?

Das Thema ist nicht einfach zu beantworten, denn in Abhängigkeit vom Ziel, muss ich eventuell auch mein Reisemittel (Fahrrad, Zug, Auto, Flugzeug) wählen. 

Pauschal gesagt, ist das Flugzeug immer die schlechteste Alternative, denn die CO2-Belastung ist bei dieser Art zu reisen am größten. 

La Guardi mit Blick auf NYC
La Guardia mit Blick auf NYC (©Urheber-ID 986011)

Oftmals kann man aber sein Ziel ohne der Nutzung eines Flugzeugs kaum erreichen, da die Gesamtstrecke zu lang und die Land- bzw. Wasserwege nicht einfach zu nutzen sind. Die (Reise-)Zeit stellt auch einen nicht zu vernachlässigenden Faktor dar, denn der Normalbürger kann nicht ewig in Urlaub gehen, da ihn die Arbeit wieder ruft.

Wohin zieht es mich?

Das ist eine Frage, die meist nicht einfach zu beantworten ist, denn es gibt viel zu viele langgehegte Wünsche zu erfüllen: Asien, Nordamerika, Australien, Südamerika, Balearen, Tschechien usw. oder doch einfach nur ins Elbsandstein-Land nach Bad Schandau? Je weiter das Ziel von unserem Standort entfernt ist, desto mehr stellt sich die Frage, welches Verkehrsmittel das angebrachteste ist?

Das Flugzeug ist schnell von a–>b, verbraucht aber unsäglich viel Kerosin, das noch immer nicht korrekt besteuert wird. Vom Fluggast wird aber erwartet, dass er einen sogenannten CO2-Ausgleich kauft, damit er sich bei diesem Fortbewegungsmittel gut fühlt. Es geht aber nicht um das Gefühl, sondern um das Maß dessen, wie wir bei dieser Reise die Klimakatastrophe weiter negativ „unterstützen“.

Mit dem Zug kann man sich zwar auch europaweit und bis nach Asien bewegen, allerdings sind die Gesamtkosten einer Reise dabei nicht unerheblich. Möchte man zum Beispiel nur von Köln nach Warschau (Polen) und zurück, dann empfiehlt sich die Bahn dadurch, dass man bei entsprechend frühzeitiger Buchung einen sehr günstigen Preis erhalten kann (1. Kl. Rückfahrkarte rd. 140 EUR). Der Vorteil einer solchen Reise liegt darin, dass man entspannt am Zielort ankommt, denn es wird einem alles geboten, was die Reise erträglich gestaltet: Getränke, Speisen, Toiletten, Freigang im gesamten Zug, Zwischenstopps zum „Rauchen“ und so weiter. 

Zudem könnte man einen Zwischenstopp in Berlin oder anderswo einlegen, um die Länge der Fahrt (etwa 13 Stunden) angenehmer zu gestalten und noch eine weitere Stadt erkunden zu können.

Ich füge hier absichtlich keine Links ein, denn in der heutigen Zeit ändern sich Preise schneller als man es erwartet, da durch die Nutzung von Cookies den Anbietern die Kontrolle über die Auskunftsanfragen erhalten. Bei jeder Abfrage sollte daher der Zwischenspeicher des benutzten Browsers sowie alle damit gespeicherten Cookies gelöscht werden. Das verbessert die Internet-Abfrage von Preisen nicht unerheblich.

Meinen Besuch von Breslau in Niederschlesien (Polen) habe ich mit meinem Hybrid-Auto (Prius) geplant. Die Reise dorthin (etwa 870 km) habe ich zweimal unterbrochen. Mein erster Stopp war Meißen, gefolgt von Dresden und Stolpen gefolgt von einem weiteren in Hřensko und Görlitz. Das letzte Teilstück führte mich direkt nach Breslau.

Breslauer Dom und Neubau eines Diözesangebäudes
Breslauer Dom und Neubau eines Diözesangebäudes (©Urheber-ID 986011)

Die Rückfahrt plante ich aber so, dass ich mich abends gegen 21 Uhr aus Breslau in Richtung Heimat wieder auf den Weg machte. Ich plante drei Power-Napping-Pausen ein und erreichte das Rheinland gegen 8:30 Uhr des folgenden Tages. 

Da ich während der langen Rückfahrt im Durchschnitt nur 100 km/h gefahren bin, verbrauchte mein Prius nur 4,5 l/100km, sodass ich mit nur einer Tankfüllung die Strecke bewältigen konnte. Somit kostete mich die Hin- und Rückfahrt nur zwei Tankfüllungen, was in etwa 140 EUR ergab.

Bei Reisen innerhalb Europas (Frankreich, England, Wales, Dänemark, Polen, Tschechien, Ungarn …) kann also der PKW, wenn man ein Hybrid-Fahrzeug fährt, eine echte Alternative sein. Allerdings sollte man ausreichend Zeit haben, damit man nicht zu schnell unterwegs ein muss. Mein Prius hat mich bis heute auf 205.000 km treu begleitet und niemals aufgrund einer Panne den Reisespaß gemindert. Ich muss hier nochmals zum Ausdruck bringen, dass ich bis auf eine neue Starter-Batterie (nach sieben Jahren) und neuen Bremsbelägen/-scheiben bei 170.000 km noch keine anderen „Defekte“ am Fahrzeug hatte. Die Zuverlässigkeit dieses Fahrzeugs überzeugt mich jeden Tag auf’s Neue.

Im Ladebereich des Prius (Urheber-ID 986011)

Die beiden letzten Reisemöglichkeiten, die ich nicht unerwähnt lassen möchte, sind zum Beispiel das Fahrrad (ohne E-Antrieb) und das Wandern. Hier muss man sich allerdings bereits im Vorfeld darüber im Klaren sein, dass man ohne den ÖPNV keine Chance hat, weit entfernte Ziele auszuwählen und zu erreichen. Die Kombination von Autoreise mit Fahrradtour und Wanderungen ist aber eine Möglichkeit, um Energie zu sparen und Nachhaltig unterwegs zu sein.

So reise ich oftmals mit dem Tandem im Kofferraum nach Frankreich oder England, um dort dann vor Ort das Auto stehen zu lassen und die Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden. Entschleunigt reist man dann im Zielgebiet und lässt das Auto rasten, bis es wieder zurück nach Hause geht. Ganz gleich ob Sight-Seeing oder Abendessen: Alles wird mit dem Fahrrad geplant und durchgeführt. Es ist einfach herrlich, durch die Städte zu reisen, ohne sich um PKW-Fahrverbote scheren zu müssen.

Auch das Erkunden der Umgebung am Zielort wird zu einem neuen Erlebnis, wenn man sich die Gegend erwandert! Ganz gleich ob bei einer Städtereise oder einem Ausflug in die Sächsische Schweiz: Zu Fuß unterwegs zu sein, bringt mir die Landschaft und die Menschen näher. Und das bringe ich auch meinen Enkelkindern näher, indem ich gemeinsam mit ihnen solche Ausflugsreisen unternehme.

Welchen Standard möchte ich haben?

Eine Frage, die sich nicht ganz so einfach beantworten lässt, denn die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche an die Unterbringung und das Restaurant-Angebot sind individuell und damit sehr verschieden.

Denke ich an die Anzahl der Sterne * eines Hotels, so ist es oftmals eine Interpretationsfrage, ob meine Wünsche und Erwartungen erfüllt sind. Seitens der DeHoGa wird die Klassifizierung deutscher Hotels wie folgt angegeben:

Hotels dürfen nur mit den Sternen werben, sofern sie diese nach einer Überprüfung anhand objektiver Kriterien durch eine neutrale Stelle zuerkannt bekommen haben. Diese neutrale Stelle ist die Deutsche Hotelklassifizierung des DEHOGA. Sie gewährt allen gültig klassifizierten Hotelbetrieben die benötigte Rechtssicherheit und ist für Marketing und Organisation der Sterne zuständig.

Die Deutsche Hotelklassifizierung mit ihren fünf international üblichen Kategorien bietet Reisenden eine belastbare Einstufung des Hotelstandards, der Produkt- und Serviceangebote. Die Sterne werden ausschließlich nach objektiven Kriterien wie Zimmerausstattung, Freizeitmöglichkeiten und Dienstleistungsangeboten vergeben und regelmäßig überprüft.https://www.dehoga-bundesverband.de/ueber-uns/deutsche-hotelklassifizierung/ (abgefragt: 24.3.24)

Wer sich allerdings nur auf diese Klassifizierung verlässt, kann schon mal in eine Falle laufen. So geschehen zum Beispiel im Häckers Grand Hotel in Bad Ems. Dort wird mit 4*+ geworben, aber leider nicht eingehalten, was eigentlich versprochen ist. Auf meinem Blog mit meinen Hotelbewertungen kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, was bei der Sterne-Ausstattung auch wirklich der Wahrheit entspricht. Weiter möchte ich hier nicht darauf eingehen, denn wie schon gesagt, jede diesbezügliche Aussage ist immer sehr individuell und emotional eingefärbt.

Reise ich alleine, dann darf es auch einmal gerne nur ein zwei oder drei Sterne Hotel sein. Ein Hauptkriterium meiner Auswahl betrifft immer die Bett-, Fußboden- und Bad-Ausstattung. Oftmals entscheide ich mich für ein DZ zur Einzelnutzung, was zwar etwas teurer ist, mir aber mehr Raum bietet als eine „Abstellkammer“ für Einzelreisende, was ich leider auch schon viel zu häufig erleben musste. Daher mein Hinweis: Immer nachfragen, ob es eine solche Buchungsmöglichkeit (DZ zur Einzelnutzung) gibt.Zudem will ich immer eine begehbare Dusche sowie einen Boden ohne Teppichbelag haben. Diese beiden letzteren Kriterien führen oftmals dazu, dass die Zimmerpreise etwas höher liegen, dafür schlafe ich aber besser und kann freier atmen. Allerdings schützt das nicht vor Überraschungen, wie es mir letztens in Berlin passierte.

Die Toilette, eingequetscht zwischen Duschkabine und Wand, wobei die Dusche so eng war, dass ich mich nicht richtig bewegen konnte. (© Urheber-ID 986011)

Für mich habe ich erkannt, dass es oftmals günstiger ist, direkt in einem Hotel anzufragen, als eine der beliebten Plattformen (Booking.com, Hotel.de, Hotels.com, Check24.de usw.) zu nutzen. Alle Hoteliers müssen an diese „Agenturen“ eine Provision abführen, die wir Reisenden sparen, wenn der Hotelier an den Hotelgast ein direktes Angebot macht. Ich spreche aus Erfahrung und erhalte oftmals ein besseres Zimmer angeboten, als es über eine der Plattformen der Fall wäre. Leider habe ich schon mehrfach nur ein Restkontingent-Zimmer erhalten, wenn ich über Secret Escapes oder Booking.com gebucht habe. Das kann und sollte jeder für sich vermeiden, damit der Urlaubsgenuss nicht unnötig geschmälert wird. Ich verwies hier nochmals auf meine eigenen Bewertungen einiger Hotels in meinem Blog.

Fazit

Uns allen steht das Recht zu, dahin zu Reisen, wo wir uns am wohlsten fühlen und uns am besten entspannen können. Berüchtigt aber ein jeder, dass wir kurz vor der Klimakatastrophe stehen, so müssen wir alle umdenken und weniger, aber dafür nachhaltiger Verreisen. 

Wir haben es alle in der Hand: Entscheiden wir uns für Mutter Erde, dann muss Individualität nicht zwingend hinten anstehen. Es gibt Alternativen, die uns Erholung und Entspannung bieten können, ohne die Umwelt weiter in unnötigem Maße zu belasten.