Apothekenbote im Einsatz

Apothekenbote trotzt jedem Wetter
Ob tags oder abends, ganz gleich ob es stürmt, schneit oder regnet, der Apothekenbote ist stets unterwegs.
©Urheber-ID 986011

Seit Ende Januar 2024 habe ich wieder eine Nebenbeschäftigung: Ich arbeite als Apothekenbote. Diese Tätigkeit (s. auch Anmerkungen am Ende dieses Blog-Beitrags) für meine Stammapotheke in Köln umfasst 1,5 Stunden täglich – mal mehr, mal weniger.

Das aber macht mir keine Probleme, denn ich sehe diese Arbeit als Minijobber/Geringverdiener (13 EUR/h) eher als einen sozialen Freiwilligen-Dienst.

Für mich besteht das Glück und der Mehrwert darin, dass ich jeden Tag auf’s Neue mit Menschen zusammenkomme, die sich über mein Erscheinen sichtlich freuen: Ich bin ihr Bote für Medikamente, der ihnen Hilfe und Linderung bzw. Unterstützung bringt! Vielleicht erscheine ich ja einigen Kunden, die dringend auf ihre Medikamente warten, als Hermes der Götterbote. Was für ein schöner Gedanke, der mir gleich ein Lächeln auf mein Gesicht zaubert.

Erschreckende Erkenntnis

Die Situation der Apotheken ist inzwischen katastrophal, denn durch die Verlagerung der Produktion ins Ausland, vorwiegend China und Indien, um die Kosten gering zu halten, sind viele Medikamente nicht lieferbar. Selbst wenn es ein Medikament von vielen Firmen als Genericum gibt, ist es oft von keiner Firma zu bekommen!

In der Apotheke arbeiten Apotheker, Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) und Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) zusammen. Sie tragen gemeinsam Verantwortung für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten.

Was mir allerdings durch zahlreiche Gespräche mit dem Apotheken-Fachpersonal ins Bewusstsein gekommen ist, ist die Tatsache, dass diese Berufsgruppen – ähnlich wie die der Freien Journalisten – seit vielen Jahren eine zu geringe Entlohnung erhalten.

Über die Situation der Journalisten werde ich mich hier nicht beschweren, denn wenn ich anfange, darüber nachzudenken, so muss ich viel zu viel in Frage stellen. Auf Journalismus kann gegebenenfalls verzichtet werden, denn den braucht man nicht zum Überleben. Und wenn ich mir anschaue, wie schlecht heute oftmals recherchiert wird … Das ist eine Schande für unseren Berufstand: Den Journalismus!

Aber ich möchte allen Lesern ins Bewusstsein bringen, dass wir ohne die Apotheken keine gesicherte Versorgung mit Medikamenten haben.

Und wenn ich das Fehlen von bestimmten Medikamenten anspreche, so meine ich, dass es oftmals schwer ist, auch für mich, der ich nur wenige Medikamente benötige, an diese zu gelangen.

  • So ist es zum Beispiel zurzeit etwa besonders schwierig, das Schilddrüsenhormon Thyroxin zu erhalten. Das Medikament steht auf der Liste der Mittel, die oftmals nicht in der verschriebenen Variante vorrätig sind, sondern als Ersatzprodukt mit gleichem Wirkstoff aber anderen Trägerelementen zur Verfügung stehen. Hier muss der Patient dann – im Dialog mit dem Apothekenteam – entscheiden, ob er dieses Ersatzprodukt einnehmen möchte.
  • Oder, ob er lieber auf das Original wartet, da dieses gerade nicht zur Verfügung steht, denn der Lieferant befindet sich auf Grund von fehlenden Grundbestandteilen in Produktionsschwierigkeiten und löst somit Lieferengpässe aus.

Hier muss und soll sich der Patient dann entscheiden, ob er es haben und damit nehmen will, auch wenn er dabei eventuelle Wechsel- und Nebenwirkungen in Kauf nehmen muss.

  • Die Versorgung mit Medikamenten darf so nicht aussehen und von der Politik wird hier gezieltes Eingreifen gefordert.
  • Die Produktion von Medikamenten darf nicht weiterhin ins Ausland verlegt werden, sondern man muss sie zurück nach Deutschland bzw. Europa holen: Die Produktion muss in Deutschland erfolgen.

Unterstützung ist gefragt

Aber zurück zu den Apotheken, die aufgrund der vorgenannten Ursachen bedeutend mehr Beratungsbedarf und Verwaltungsarbeit zu leisten haben. Und das alles bei einer seit vielen Jahren gleichgebliebenen Vergütung.

Der Patient sagt: „Aber ich brauch doch genau das Medikament!“ Das Apothekenteam schaut täglich mehrfach, ob dem Patienten mit etwas Vergleichbarem oder anderen Packungsgrössen geholfen werden kann. Es muss dann aber auf jeden Fall bei der Abrechnung mit der Krankenkasse angegeben werden, warum nicht das Arzneimittel der Firma abgegeben wurde, mit der die Krankenkasse einen Rabattvertrag hat!

Kann das bei der Abrechnung mit der Krankenkasse nicht protokolliert werden, wird es bei der Abrechnung gestrichen und der Betrag komplett abgezogen.

Diese „Rabattverträge“ ändern sich bei manchen Krankenkassen alle drei Monate und der Patient erhält aufgrund dieser Rabattverträge dann ein Medikament, das anders aussieht und eventuell anders heißt: Der Patient argumentierte oftmals damit, „dass er den Ersatz nicht vertrage“ auch wenn der Wirkstoff der gleiche ist aber der Zusatzstoff eventuell anders.

Die Arbeit in der Apotheke macht dem Apothekenteam oftmals keinen Spaß mehr – und das bei geringer Bezahlung.

Zwar hat sich der Tarifvertrag seit 2019 etwas verändert, aber es ist immer noch ein „Hungerlohn“! Und warum tut die Standesorganisation der Apotheker nichts oder zu wenig gegen die oft realitätsfremden Bestimmungen?

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach sollte mal ein paar Tage in einer Apotheke mitarbeiten und den täglichen Apothekenwahnsinn hautnah mitbekommen. Vielleicht würde das seine Meinung zu einer gerechten Bezahlung etwas ändern und das Lohnniveau realistisch angepasst werden. Ich kann nicht verstehen, dass Verdi aktuell über 12% Lohnsteigerung fordert, wenn andere zurückgelassen werden und das „Ungleichgewicht“ bei der Bezahlung weiter zunimmt.

Der Präsident der Bundesapothekerkammer sagt dazu:

Für die Arzneimittelversorgung der Patienten gibt es nichts Besseres als die Apotheken vor Ort. Sie sind wohnortnah und damit schnell zu erreichen. Nachts sowie an Sonn- und Feiertagen gibt es einen flächendeckenden Notdienst. Ganz wichtig ist aber, dass die Mitarbeiter der Apotheken hervorragend ausgebildet sind, somit mit großer Sachkunde über die Arzneimittel informieren und beraten.

Viele Apotheken bieten auch einen speziellen Service für Patienten an, die mindestens fünf ärztlich verordnete Arzneimittel dauerhaft anwenden müssen – das so genannte Medikationsgespräch. Dabei wird unter anderem geprüft, ob es Wechselwirkungen zwischen den benötigten Arzneimitteln geben kann. Mögliche Probleme bei der Anwendung und Lösungsmöglichkeiten werden besprochen. Dies macht die Arzneimitteltherapie noch sicherer und besser.

Eine ganze Reihe verschriebener Arzneimittel sind derzeit nicht beschaffbar. Fast immer findet das Apothekenteam jedoch eine gute Lösung für die Patienten. Aber die Suche danach ist oft mühselig und zeitaufwändig. Daher meine Bitte: Lösen Sie Ihre Rezepte für Arzneimittel in Ihrer Apotheke möglichst direkt nach dem Ausstellen in der Arztpraxis ein, nicht erst auf den „letzten Drücker“.

Auch bei rezeptfreien Medikamenten ist es sinnvoll, sich in der Apotheke beraten zu lassen. Nicht alles, was im Fernsehen, in Zeitschriften oder im Internet beworben wird, ist auch für jeden Menschen gleich geeignet. Zum Beispiel wird ein Schnupfen – jetzt im Frühjahr ziemlich häufig – je nach Ursache unterschiedlich behandelt. Das Apothekenteam findet schnell heraus, ob es sich um einen allergischen oder um einen Erkältungsschnupfen handelt. Das geeignete Arzneimittel wird dann empfohlen, gegebenenfalls wird an einen Arzt oder eine Ärztin verwiesen. Daher: Nutzen Sie das Fachwissen der Apotheker!

(©Autor: Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer;  erschienen in „Das Apotheken Magazin“, Ausgabe: 1. Februar 2024)

Ich war mir leider gar nicht bewusst, wie desolat die Situation der Apotheker ist. Das Apothekensterben wird wahrgenommen und man fragt sich: „Liegt das daran, dass die Baby-Boomer-Generation in Rente geht und es keine Nachfolger gibt?“

Nein, denn ganz offensichtlich wird das Apotheken-Team seit vielen Jahren nicht mehr ihrer Leistung entsprechend entlohnt.

Forderungen des ABDA

Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. ist die Organisation der Apotheker in Deutschland. Sie vertritt die Interessen des pharmazeutischen Heilberufs in Politik und Gesellschaft und setzt sich für eine einheitliche, hochwertige und flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland ein. Ihre Mitglieder sind die jeweils siebzehn Apothekerkammern und Apothekerverbände der Länder.

Sicherlich erinnern wir uns noch alle an die Streiktage der Apotheken im Herbst 2023. Oftmals mit Unverständnis und fehlenden Informationen haben wir diese zur Kenntnis genommen und akzeptiert. Worum es aber explizit dabei ging, das ist leider untergegangen.

Jeder – und so auch ich -, ging eigentlich davon aus, dass der Apotheker ein gut bezahlter Beruf ist, der auch ein gesellschaftlich hohes Ansehen einschließt.

Apotheker sind die Spezialisten für Arzneimittel und versorgen die Patienten mit den geeigneten Medikamenten oder Medizinprodukten. Sie beraten über die richtige Anwendung, damit die Arzneimittel wirken und unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden. Leider sieht die Realität aber anders aus.

Die ABDA schreibt dazu:

Von der Politik erhalten die Apotheken dafür schon seit Jahren keine Wertschätzung mehr. Zwar bedankten sich viele Politiker während der Pandemie für den Einsatz der Apothekenteams. Als eines ihrer ersten Gesetze im Gesundheitsbereich verabschiedete die Ampel-Koalition Ende 2022 allerdings ein Spargesetz, mit dem auch das Apothekenhonorar gesenkt wurde.

Die bislang letzte, minimale Erhöhung des Apothekenhonorars war 2013 und liegt inzwischen elf Jahre zurück! Elf Jahre, in denen nicht nur die Inflation, sondern auch die Kosten für Personal, Energie und den Wareneinsatz deutlich gestiegen sind. 

©ABDA.de, abgerufen 11.2.24

Wer also denkt, dass die Forderungen der deutschen Gewerkschaften wie etwa Verdi, GDL und DJV von Gehaltsanhebungen in Höhe von neun Prozent und mehr gerechtfertigt sind, der muss auch die Apotheker und PTA dabei mit einschließen und berücksichtigen. Hier deckelt aber die Regierung die vereinbarten Apothekerhonorare.

Werden wir uns daher bewusst: Wird den Apotheken weiter das Wasser abgegraben, dann kostet uns das unsere Gesundheit. Und wem ist diese nicht wichtig?

Die ABDA-Präsidentin kommentiert das Verhalten der Politik mit den Worten:

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will das völlig überregulierte System der Arzneimittel-Rabattverträge größtenteils unverändert beibehalten und hat mit der kürzlich beschlossenen Kürzung des Apothekenhonorars dafür gesorgt, dass die Arzneimittelversorgung vor Ort weiter ausblutet. 

©ABDA.de http://tinyurl.com/yck9yc3c abgerufen 12.2.24

Wohin geht die Reise?

Vielleicht habe ich es ja geschafft, die Leser zu aktivieren, damit sie sich FÜR die Apotheken einsetzen, damit es endlich zu einer Regulierung und somit Erhöhung der Apothekervergütung kommt, die dieser Berufsgruppe das Überleben und uns unsere Versorgung mit Medikamenten sichert. Und zwar aus der Apotheke nebenan und nicht aus dem Internet.

Wir alle können dazu beitragen, dass nicht noch mehr Apotheker aufgeben. Zum Beispiel indem eine Petition verfasst wird, damit dieses Thema erneut im Bundestag und Bundesrat zur Entscheidung vorgelegt und diskutiert werden kann.

Meinen Beitrag dazu werde ich weiterhin leisten und meinen Apothekenbotendienst erfüllen.

Ende meines Arbeitsvertrags am 30. April 2024

Ostern 2024 hatte ich so vorausgeplant, dass ich die Feiertage in meinem Arbeitsnachweis vermerken konnte, damit man mir auch diese besonderen Tage vergütete.

Oftmals passieren aber auch Dinge, die meine Arbeit im Besonderen erkennen lässt. So war es am Karfreitag. Ich wurde morgens wach und hatte Kopfschmerzen, die ich seit über zwanzig Jahren gar nicht mehr kannte. Bewusst verbrachte ich einen Informations- und Handlungsbedarf armen Tag, den ich abends früh auch mit Schlaf beendete. Ich hatte dann zwar nur eine kurze Nacht, da ich schlecht einschlafen konnte.

Ostersamstag wurde ich morgens wieder mit Kopfschmerzen wach und versuchte meine Tag schmerzfrei zu machen. Nicht wie ich wollte, trat diese Besserung meiner Kopfschmerzen ein, sondern ich kochte und aß wenig bevor ich um 22 Uhr wieder den Schlaf suchte.

Am Ostersonntag hatte ich morgens Kopfschmerzen und als ich aufstand, war mein rechtes Bein nicht nutzbar: Keine Gefühle, keine Muskeln und keine Bewegung sowie Abstützung. Mehr zu diesem besonderen Thema habe ich hier veröffentlicht.

Nachdem ich dann am 2. April wieder meine Arbeit als Apothekenbote durchgeführt habe, stellten die Apothekerinnen fest, dass etwas bei mir nicht richtig funktionierte. Meine Hinweise und mein Vorführen brachten aber keine guten Resultate, sodass man mir am 11. April 2024 meine Kündigung übergab, da man zwischenzeitlich einen anderen Apothekenboten beschäftigt hat.

Ich bin jetzt wieder unbeschäftigt, könnte aber auch nicht versichern, dass alle meine Umsetzungen von Diensten 100%ig korrekt sein würden. Jeder Leser sollte aber bitte in den folgenden meiner Blogs weitere diesbezügliche Informationen finden.